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Alhambra, Granada
Wanddekor in der "Sala de los Embajadores" im Serail

Kachelmosaik im der "Sala de Embajadores" (Saal der Gesandten)

Der quadratische Abschluss eines Fries-Epigraphen ist als Flechtornament angelegt und ist nicht ganz leicht zu erschließen. In der Grundkonstruktion baut er auf einem auf leicht nachvollziehbare Weise in ein Quadrat eingepasstes Diagonalraster auf, bei dem zunächst besonders die Diagonalen und das sich über die Verbindung der Seitenmitten konstruierbare und um 45 Grad gedrehte Innenquadrat von Bedeutung sind. Die Halbkreise um die Viertelung der Seitenhalbierenden bilden einen Vierpass, der im ausgeführeten Ornament auch durch seine aufwendigere Ausführung besonders betont wird.
Nicht - wie zunächst anzunehmen - über die Seitenmitten, sondern über die vorab verwendeten Mittelpunkte werden nun Kreisbögen geschlagen, deren Radius bis zu den jeweils gegenüberliegenden reicht. Diese schneiden sich eben nicht in den Ecken des Ausgangsquadrats, sondern leicht nach innen versetzt. Deutlich genug aber, um dem starren Rahmen des Quadrats einen konvexen Schwung entgegenzusetzen. Die Absicht dieser Kontrastierung wird durch die kleinen Kreise in den Ecken deutlich, die den durch das Flechtwerk gefangenen Blick wieder in die Mitte des Ornaments führen.
Um die gleichen Mittelpunkte werden wiederum Bögen geschlagen, deren Radius sich aus dem anfänglichen Vierpass und den eben beschriebenen Bögen ergibt. Er halbiert deren Schnittpunkte auf der Diagonalen und markiert damit erstmals einen Punkt, der sich nicht allein durch das Diagonalraster bestimmen lässt. Eine weitere Halbierung ergibt die Mittelpunkte der kleinen Eckkreise. Mathematiker werden sich vielleicht empören, wie vereinfacht ich die Radien der Eckkreise bestimmt habe. Exakt müssten es eigentlich Kreis sein, der den Schnittpunkt der kleineren und die beiden aufeinander zulaufenden großen Bögen berührt.
Verbindet man nun die inneren Schnittpunkte der kleineren Bögen, so erhält man ein liegendes Quadrat. Dessen Ecken bilden zusammen mit dem um 45 gedrehten die Ecken eines Achtecks oder eben eines achtstrahligen Sterns, der hier nicht der Ausgangspunkt, sondern der Höhepunkt der Konstruktion ist! Dieser zentrale Stern nimmt wieder die Bestimmtheit des Ausgangsquadrats auf, bringt andererseits durch dessen Drehung auch die Dynamik ins Spiel, die das ganze Ornament auszeichnet. Die Verlängerungen der Sternseiten greifen im Flechtwerk etwas abrupt, aber insgesamt doch folgerichtig in die Schwünge der Bögen ein und vermitteln zwischen den beiden Elementarformen Quadrat und Kreis.